Der gespaltene Geist

Heute habe ich plötzlich die Antwort auf eine alte Frage erhalten: Warum habe ich in meiner Jugend autobiographische Bücher über multiple Persönlichkeiten verschlungen? Darin wurde beschrieben, wie in einem Menschen unterschiedliche Persönlichkeiten mit völlig unterschiedlichem Charakter, unterschiedlicher Stimme und Mimik existieren, die im Alltag abwechselnd und völlig unberechenbar den Ton angeben, bzw. die Führung übernehmen und die voneinander rein gar nichts ahnen.
Ich weiß zwar mittlerweile, dass dies eine Überlebensstrategie ist, die durch traumatische Ereignisse in der Kindheit entsteht, erkannte jedoch den Zusammenhang zu meinem Leben nicht, da ich solche Traumata nicht erlebt habe.
Als ich mich heute mit der Tageslektion des "Kurs in Wundern" beschäftigt habe, machte es plötzlich klick: Mich hat der gespaltene Geist fasziniert. Die Tatsache, dass in einem Menschen unterschiedliche Persönlichkeiten existieren, die nichts voneinander wissen.
Zu dieser Erkenntnis hat ein gestriges Ego-Theaterstück beigetragen, dass im Nachhinein betrachtet, einfach großartig war. Wer mich kennt, weiß schon, dass mich technische Probleme im Zusammenhang mit Computer und Co. hin und wieder um den Verstand bringen. Gestern war es wieder soweit. Ich wollte mich mutig und heldenhaft dem Thema "Kontenklärung bei der Deutschen Rentenversicherung" widmen und bin jämmerlich an der Technik gescheitert. Ich wollte die erforderlichen Formulare online ausfüllen. Das Registrieren mittels Ausweis-App war nach einer Ewigkeit und Dank des Suppports meines technikgesegneten Sohnes geschafft, das Anmelden dann aber unmöglich. Die Idee, die Formulare dann halt doch per Telefon in Papierform anzufordern, versandete jämmerlich in einer Hotline, in deren Warteschleife mir wieder und wieder freundlich angeboten wurde: "Wussten Sie schon, dass sie auch in unserem neuen Kundenportal online vieles direkt erledigen können?"  Schrei. Kreisch. Heul.
Es ist kaum zu beschreiben in welchen Wahnsinn ich durch diese beiden Stunden getrieben wurde. Vielleicht ist der Zustand mit einer Panikattacke zu vergleichen, einfach krass. Es macht zack und ich bin ein anderer Mensch. Ich kann mich nicht an den Menschen erinnern, der ich vorher war, der den Kurs in Wundern studiert und eigentlich genau weiß, dass dies ein von mir selbst choreographiertes Theaterstück ist, dem ich dann auf dem Leim gehe, um mir wieder zu beweisen, dass diese Welt nun aber wirklich der größte Schwachsinn ist, den man sich vorstellen kann. Haha.
In der Abendmeditation den Kurs angewendert, einmal drüber geschlafen und wieder klaren Geistes, erkenne ich wieder einmal demütig, dass es ja genau das ist, was im Kurs beschrieben wird:
Der Geist ist gespalten! Ich kann alles mit dem göttlichen Geist wahrnehmen oder mit dem anderen Teil des Geisters, mit dem Ego-Geist. Entweder - oder! Und es ist mein freier Wille, mit dem ich mich in jeder Sekunde für den Himmel oder die Hölle entscheiden kann. Wenn ich nicht aufpasse, fälle ich unbewusst aus alter Programmierung die falsche Entscheidung und schwupp sitze ich in der Achterbahn in Richtung Hölle und es gibt kein halten mehr.
Wow.
Wenn der ganze Aufruhr vorbei ist, fühlt es sich gut an, dass die Achterbahnfahrt zwar beschissen war, aber der Prozess zu mehr Klarheit führte und eine vom Verstand längst erfasste Tatsache wieder ein Stück tiefer ins Herz gerutscht ist.
Und schön, dass dabei auch eine alte Frage beantwortet wurde.

P.S.: Überflüssig zu sagen, dass selbst die auf dem Handy installierte App, die mich stündlich an die Tageslektion aus dem Kurs erinnert, nichts brachte. Dann ich wollte erst die Lösung finden und mich dann auf den Kurs besinnen. Dabei wäre genau das Gegenteil die Lösung gewesen: Auf den Kurs besinnen und anderen Geistes werden und den Friegen wieder finden.

Und wenn sie noch nicht erwacht ist, dann geht sie auch weiterhin dem Ego auf dem Leim  ;-)

 

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